101 Jahre. Für mich ist das eine ganz und gar traurige Zahl. Nach genau 101 Jahren war für "Good Old Rover" Schluss. Das war Ende 2005. Der letzte britische Großserien-Hersteller meldete Insolvenz an, die Marke war ausgestorben. Och, wie schade! Für mich ist Rover eine schützenswerte Art. Denn Rover baute Fahrzeuge in bester britischer Tradition. Typen, die man einfach gern haben muss, die gerettet gehören. Deshalb ist mein Geheimtipp in der Liga bis 5000 Euro ganz klar: der Rover 75 – von Liebhabern "Seventyfive" genannt. Eine Brite mit bayerischen Genen. Rover gehörte zwischen 1994 und 2000 zum BMW-Konzern, der "Seventyfive" kam 1998.
Rover 75
Very British: Lederlenkrad, viel Wurzelholz und elfenbeinfarbig hinterlegte Ziffernblätter.
Schauen Sie sich nur mal die Linie des Rover 75 an: klassisch, mit deutlichen Anleihen vom Jaguar Mk II aus den 1960ern. Der kunstvoll gestaltete Innenraum erinnert an britische Gentleman-Klubs. Reichlich Leder und Wurzelholz dominieren. Auch sonst bleiben bei diesem Typ mit Celeste-Ausstattung kaum Wünsche offen. Alles da – Klimaanlage, Automatikgetriebe und, und, und. Der Motor, ein Zweiliter-V6 mit 150 PS, verleitet nicht zum Rasen. Das will man auch gar nicht. Denn der Rover ist ein sanfter Gleiter. Ein echter Brite eben. Aber das zeigt sich auch bei den Mängeln des Rover 75: launenhafte Elektrik, Wassereinbrüche in Koffer- oder Innenraum, defekte Gelenkwellen an der Vorderachse (BMW-Fahrer kennen sich aus). Der kleine V6 kämpft zudem mit defekten ABS-Sensoren, Thermostaten und Wasserpumpen sowie ausfallenden Kühlerlüftern. Die wichtigste Frage zum Schluss: Darf man ein Auto kaufen, dessen Hersteller es gar nicht mehr gibt? Wir meinen: ja. Nahezu alle Teile sind noch verfügbar, und das soll auch so bleiben. Teiledienst und Service sind dank der Firma XParts bis 2014 gesichert. Und danach? "Keine Sorge", sagen sie bei Stuber-Automobile in Hamburg. Die Rover-Spezialisten sind sicher: So lange es diese Autos gibt, gibt es auch Teile.

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Bendix Krohn

Fazit

Zeitlos elegante Linie, üppige Ausstattung – und er ist sooo selten: Der Rover 75 hat das Zeug zum Klassiker, ist ein waschechter Brite. Leider auch mit den typischen britischen Eigenheiten.