„Sonntagsauto“
Audi TT 8N, ungezähmtes Coupé-Geschoss

Mit dem Audi TT schickten die Ingolstädter 1998 ein extravagant gestyltes Sportcoupé ins Rennen, das nach heftiger Kritik noch gezähmt werden musste.

Audi TT Quattro Sport, 2005
Foto: Audi

„Ein Sport-Käfer mit tropfenähnlichem Fließheck“. So kommentierte auto motor und sport 1995 den ersten Prototyp des Audi TT, der auf der damaligen IAA Premiere feierte. Das Concept-Car spiegelte den Geist früherer Auto Union Rennwagen ebenso wieder, wie den Einfluss seiner Protoypen-Vorgänger Quattro Spyder und Avus. Doch die eigentliche Überraschung folgte drei Jahre später: Audi übernahm das Design des Audi TT Concept nahezu unverfälscht für das Serienfahrzeug. Auffälligster Unterschied waren die etwas längeren Karosserie-Überhänge und ein drittes Seitenfenster.

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Audi TT bekommt Allradsystem mit Haldex-Kupplung

Audi TT Coupé Concept, 1995
Audi
Nahezu unverfälscht übernahmen die Audi-Ingenieure das Design des TT-Concepts von 1995.

Der ursprüngliche Plan, den Audi TT auf der A3- und Golf-Plattform zu produzieren, ging nicht ganz auf. Radstand, Antrieb und einige Fahrwerkskomponenten mussten stark modifiziert werden. Ebenfalls leicht geändert wurde der 1,8-Liter-Vierzylinder mit Turboaufladung, der bereits aus dem A3, A4 und A6 bekannt war. Im Basis-TT leistete der Fünfventiler 180 anstatt 150 PS, war mit einem Fünf-Gang-Schaltgetriebe gekoppelt und mit Front- oder Allradantrieb erhältlich. Der Motor im Topmodell leistete, dank zweier Ladeluftkühler und höherem Ladedruck, 225 PS. Er war serienmäßig mit einem Sechsgang-Schaltgetriebe gekoppelt und nur als Quattro lieferbar. Apropos Quattro: Audi setzte beim TT erstmals ein neues Allradsystem ein. Die Visco-Kupplung wurde über Bord geworfen und durch eine Haldex-Kupplung ersetzt.

Bei den ersten Tests von auto motor und sport 1998 beeindruckte der 4,02 Meter lange 2+2-Sitzer auch gleich die Test-Redakteure. Der niedrige Schwerpunkt, die breite Spur und die sportlich straffe Federung verhalfen dem TT zu einer guten Fahrdynamik. Zusammen mit dem Allradantrieb ermöglichte das Sport-Coupé einen sehr hohen Grenzbereich. Und was später bittere Schlagzeilen nach sich ziehen sollte, fiel den Testredakteuren bereits hier auf: „Die Grenzen des Autos lassen sich auf öffentlichen Straßen kaum ausloten. Was bleibt, ist eine gewisse Nervosität in schnell gefahrenen Autobahnkurven, was man gerade bei Allradantrieb nicht vermutet.“

Extremer Grenzbereich mit ernsten Folgen für die TT-Fahrer

Audi TT Coupé,1998
Audi
Das Querbeschleunigungs-Potential des TT wurde von den Ingenieuren erhöht, allerdings auf Kosten des Grenzbereichs. So brach das Heck des Audi TT bei hohem Tempo in langgezogenen Kurven plötzlich aus.

Audi erhöhte beim TT das Querbeschleunigungs-Potential auf Kosten des Grenzbereichs. Die Folgen: Die Lastwechselreaktionen erfolgten schneller und heftiger. Die Reaktion wurde durch die – viel Auftrieb entwickelnde – Coupé-Karosserie noch verstärkt. Abhilfe hätten damals Spoiler geschaffen, jedoch gab es die für den Audi TT nicht. Die Ingolstädter verzichteten auf den Spoiler aus optischen Gründen. Erst Anfang 2000, nach bekannt gewordenen Unfällen und zunehmender Nervosität der TT-Fahrer, bot Audi eine Lösung an: Neue TT-Modelle wurden mit ESP und einem Heckspoiler ausgerüstet. Alle bis dato ausgelieferten Modelle bekamen Fahrwerksmodifikationen verpasst und konnten mit ESP und Heckspoiler nachgerüstet werden.

Zum Coupé gesellte sich 1999 die offene Variante, der Audi TT Roadster. Als Konkurrenten visierte Audi neben BMW Z3 und Mercedes SLK auch den Porsche Boxster an. Der konnte sich beim Vergleichstest von auto motor und sport zwar im Antriebskapitel noch durchsetzen, musste sich aber bei Raumangebot, Fahrkomfort, Ausstattung und Kosten dem TT geschlagen geben. „Porsche-Feeling gibt es nach wie vor erst mit einem Boxster. Wer aber einfach nur einen der besten Sportwagen überhaupt fahren möchte, sollte beim Audi TT nicht lange zaudern,“ fasste Test-Autor damals zusammen.

Audi TT 3.2 Quattro war eine Ergänzung in Richtung Auto-Himmel

2003 kam, was kommen musste, wenn man die Konkurrenz in Zuffenhausen anvisiert. Audi bot den TT auch mit dem 3,2-Liter VR6 aus dem Golf R32 an. Gekoppelt mit DSG leistete der Sechszylinder im Audi TT 250 PS. „Sechs Zylinder, das bedeutet beim TT nicht den Wegfall der beiden turbogeladenen Vierzylinder, sondern eine Ergänzung in Richtung Auto-Himmel“, kommentierte auto motor und sport damals. Zwei Jahre später schob Audi noch eine Sonderedition namens TT quattro Sport nach. Das 240 PS starke Coupé war zu seiner Zeit der leistungsstärkste TT mit Vierzylinder-Turbomotor.

Audi TT 3.2 Quattro Coupé, 2003
Audi
Ab August 2003 wurde der TT auch mit einem 3,2-Liter-VR6-Motor, bekannt aus dem VW Golf R32, angeboten.

Mit dem Audi TTR wurde Abt Sportsline 2002 DTM Meister

Im Motorsport sorgte Abt Sportsline für TT-Schlagzeilen. Zwischen 2000 und 2004 wurde dort der Audi TTR-DTM in Eigenregie der Allgäuer eingesetzt. Bereits 2002 konnte das Privatteam, in der erst zweiten Saison, mit Laurent Aiello mit dem TT das Meister-Paket schnüren. Nebenbei holte das Duo in dieser Saison auch die meisten Siege und die Pole-Positions. auto motor und sport durfte den DTM Renner 2001 testen: „Zwei oberarmdicke Luftschläuche unter der Lenksäule versorgen den Fahrer mit Frischluft“, während unter der Motorhaube ein wild schnaufender Vierliter-Achtzylinder mit 455 PS auf Gasbefehle anspringt.

Nach 8 Jahren wurde die erste Generation des Audi TT nach über 250.000 verkauften Exemplaren eingestellt und durch die zweite Generation (8J) 2006 ersetzt.

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AUTO MOTOR UND SPORT 09 / 2024
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Erscheinungsdatum 11.04.2024

148 Seiten