Audi TT: Gebrauchtwagen-Test
Wie viel besser ist der Zweite?
Der erste Audi TT mausert sich langsam zum Sammlerstück, während der zweite noch an Wert verliert. Welcher ist die bessere Investition?
Er war eine Sensation. Die Studie des ersten Audi TT kam auf der IAA 1995 so gut beim Publikum an, dass die Chefs in Ingolstadt nicht lange fackelten. Drei Jahre später brachten sie den Sportler auf Golf-IV-Basis als Serienmodell auf den Markt. Die Kunden flogen drauf – und wenig später ab, denn das Fahrverhalten war nur was für Profis. Wer bei hohem Tempo in Kurven das Gas lupfte, wurde schlag artig vom eigenen Heck überholt. Sammelklagen und mehrere Todesopfer waren die traurige Folge. Trotzdem wurde der TT ein Erfolg, obwohl Audi erst zwei Jahre nach Serienstart nachbesserte. Eine straffere Fahrwerksabstimmung, ESP und ein Heckspoiler machten den TT sicherer.
Unverheizte TT 1 sind rar – und entsprechend gefragt
Heute gelten Typen der ersten Generation, "8N" genannt, in Bezug auf ihr kompromissloses Design als kommende Klassiker. Mit 180 bis 250 PS, präziser Lenkung und Schaltung zeigen sie auch heute noch den meisten, wo vorn ist. Der geringe Bestand an originalen, unverheizten Exemplaren macht diese umso begehrter – zumal auch die Qualität stimmt. Die Rostvorsorge ist vorbildlich. Viele Probleme wie kaputte Turbolader oder durchgebrannte Ventile gehen auf das Konto rabiater Vorbesitzer, für die Fahrzeugpflege ein Alte-Leute-Hobby ist. Ausnahme: Die chronisch defekten Fensterheber. Mit der unterdimensionierten Plastikkonstruktion hat der VW-Konzern jahrelang modellreihenübergreifend viele Kunden verärgert. In der zweiten TT-Generation sorgten das ruckelnde DSG-Getriebe und sich längende Steuerketten an den TFSI-Motoren für Verdruss. Schade, denn auch der "Typ 8J" genannte Nachfolger ist eigentlich grundsolide – so solide sogar, dass er im aktuellen AUTO BILD-TÜV-Report 2016 weit vorn mitspielt. Bei den Sechs- bis Siebenjährigen verpasst er das Treppchen mit Platz vier nur knapp. Was kaputtgeht, unterliegt meist normalem Verschleiß. So sind Achsbuchsen und Kupplung typische Mängelpunkte, die Gebrauchtkäufer auf der Checkliste haben sollten.
Überblick: Alles News und Tests zum Audi TT
Auf der Straße spielt der Neue seine Souveränität voll aus
Auf der Straße wird der Vorsprung der neueren Konstruktion deutlich. Während der Ur-TT als allradgetriebener quattro zu empfehlen ist, da er sonst schon bei leichtem Gaseinsatz hilflos mit den Vorderrädern scharrt, liegt der Neue deutlich satter. Selbst mit dem serienmäßigen Vorderradantrieb stürmt er flott los und fühlt sich durchaus wie ein echter Sportwagen an. Während die Besatzung aus dem puristisch gestalteten Innenraum des 8N wie durch Schießscharten nach außen späht, bringt der Nachfolger bravere, aber auch durchdachtere Alltagseigenschaften mit. Komfortables Gestühl, das nicht mehr chronisch wackelt wie beim Vorgänger, und das (aufpreispflichtige) adaptive Fahrwerk "Audi magnetic ride" machen ihn sogar zu einem angenehmen Langstreckenauto.Welchen nun kaufen? Geschmackssache. Der erste TT ist das Original – konsequent durchgestylt und mit Aussicht auf Wertsteigerung. Der 2006 erschienene Nachfolger ist der verbesserte, aber auch verwässerte Aufguss. Während es ordentliche Exemplare des Ur-TT ab rund 5000 Euro gibt, kostet der Neue noch gut das Doppelte. Sollte sich dieses Verhältnis wirklich bald umkehren, wie viele erwarten, wäre das die nächste Sensation.
Was beim AUTO BILD-Testwagen aufgefallen ist, und auf welche Mängel Käufer beim gebrauchten Audi TT außerdem achten sollten, erfahren Sie in der Bildergalerie.
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