Hochmoderne Common-Rail-Technik

Herzlichen Glückwunsch, Honda! Nur 110 Jahre nachdem Rudolf Diesel seine Patentschrift veröffentlichte, gerade mal 67 Jahre nach dem ersten Serien-Diesel in einem Pkw (Mercedes-Benz 260 D) und praktisch kurz nach dem revolutionären TDI von Audi (1989) habt ihr es geschafft: Euer erster selbst entwickelter Dieselmotor ist fertig.

Kein Ruhmesblatt für den größten Motorenhersteller der Welt, aber vielleicht wird ja, was so lange gebraucht hat, besonders gut. In der Prüfungskommission vertritt der Citroën C5 den französischen Erfolgsdiesel HDi, Ford möchte mit dem frisch renovierten Mondeo TDCi ein Wort mitreden, und der Skoda Superb TDI steht für die Diesel-Großmacht Volkswagen.

Erwartungsgemäß ist der neue Honda-Diesel ein hochmodernes Triebwerk geworden: komplett aus Alu, mit neuester Common-Rail-Technik, Turbolader mit variabler Geometrie, vier Ventilen je Zylinder und so weiter. Macht zusammen 2,2 Liter Hubraum, 140 PS bei 4000 und 340 Nm bei 2000 Touren.

Keine Spur von Anfahrschwäche

Vom Start weg wird klar: Honda hat zumindest in den letzten acht Jahren nicht geschlafen – so lange dauerte die Entwicklung. Der i-CTDi läuft so sauber-seidig-geschmeidig wie bislang kaum ein Selbstzünder. Und er entwickelt seine Kraft harmonisch; die für viele Turbodiesel-Triebwerke typische Anfahrschwäche fehlt völlig.

Aus niedrigen Drehzahlen zieht er sofort kräftig an und dreht dann bis knapp 5000 Touren mit einer Lust und Laune, wie wir sie von den Honda-Benzinern kennen. Der Accord tobt damit durch die Gegend wie ein Fohlen auf der Wiese. Bei den Sprints hat er die Nase deutlich vorn, beim Durchzug bleiben Mondeo und Superb jedoch dicht im Windschatten. Die AUTO BILD-Messwerte belegen zwar, dass der Honda nicht besonders leise arbeitet – die anderen drei machen nominell weniger Lärm.

Subjektiv hat die Testcrew das aber ganz anders erfahren: Der Motor summt so fröhlich wie eine fette Hummel, die gerade Nektar getankt hat. Er klingt fast kerniger und gesünder als die manchmal recht dröhnigen Honda-Benziner. Mit seinem lebhaften Temperament passt er sowieso bestens zum Accord. Trotz des Frontantriebs erinnert der Honda irgendwie an frühere Dreier-BMW: Er liegt straff und trocken, zirkelt gierig um die Kurven. Die Schaltung geht kurz und knackig zur Hand, die Lenkung spricht präzise an. Zu viel Komfort sollte man aber nicht erwarten, ebenso wenig wie etwa ein überdurchschnittliches Platzangebot: Skoda und auch Ford bieten besonders im Fond auffällig mehr Raum.

Mondeo-Fahrwerk gilt als Maßstab

Der gerade frisch renovierte Mondeo fällt innen mit einem völlig neuen Qualitätseindruck auf: angenehme Kunststoffe, mattes Alu, edle Bezüge. Das wertet den Ford noch einmal deutlich auf, denn seine Stärken hat er nicht verloren: Geräumig war er schon immer, in diesem Vergleich wird er nur vom riesenhaften hinteren Abteil des Skoda übertroffen.

Sein Fahrwerk darf weiter als ein Maßstab dieser Klasse gelten. Der Mondeo fährt sich ausgesprochen leichtfüßig und handlich, auch dank seiner direkten und gefühlvollen Lenkung. Dazu federt er spürbar komfortabler als zum Beispiel der Honda, souveräner selbst als der Citroën mit seiner aufwändigen Hydropneumatik.

Der Zweiliter-TDCi erfüllt jetzt die Euro-4-Norm, leistet 130 PS. Er läuft knurriger und rauer als der Honda, dreht nicht ganz so locker und muss sich dem Japaner auch bei den Fahrleistungen knapp geschlagen geben. Die Zehntel sind aber absolut nicht entscheidend, denn dem C5 und dem Superb fährt der Mondeo immer noch locker davon, gefällt auch mit seinem satten Durchzug. Störend ist etwas ganz anderes: Der TDCi wird von einer unangenehmen Anfahrschwäche geplagt. Beim Start gilt jedes Mal volle Konzentration, sonst stirbt der Motor ab. Wie gesagt, ein typisches Turbodiesel-Problem – aber beim Mondeo eben ausgeprägt.

C5 ist die Gelassenheit auf Rädern

Obwohl auch mit Common-Rail-Technik bestückt, kennt der Citroën C5 diese Sorge nicht: Sein leise und kultiviert laufender 2,2-Liter-HDi mit 133 PS kommt früh zur Sache und macht schon bei wenig Touren richtig Druck. Leider verlässt ihn dieser Enthusiasmus auch schnell wieder, er dreht vergleichsweise unwillig.

Trotzdem, der entspannte Motor – als einziger hier mit Rußpartikelfilter – passt gut zum Franzosendampfer C5. Der bauchige Citroën versucht gar nicht erst, dem Jugendwahn des knackigen, agilen Honda oder Ford nachzuhetzen – er ist die Gelassenheit auf Rädern. Mit 1580 Kilo ist der massige Franzose nicht nur der Schwerste in diesem Feld, er fährt sich auch genau so: behäbig. Mitschuld daran trifft auch die indirekte, teigige Lenkung.

Die Hydropneumatik federt gediegen und bügelt vor allem längere Bodenwellen gekonnt aus. Auf kleinere Nickligkeiten reagiert sie aber giftig und poltert auch mal kräftig. Eine Sänfte ist der C5 jedenfalls nicht. Das trübt den ansonsten hohen Komforteindruck aber nur wenig. Wie stets sinken die Insassen tief ein in die plüschigen Polster und nehmen die Außenwelt nur noch gedämpft wahr. Und die große Heckklappe bietet gegenüber den kleinen Stufenheck-Ladeluken der anderen drei Vorteile bei der Beladung. Warum der C5 aber nur kümmerliche 405 Kilo zuladen darf, wissen allein die Citroën-Götter.

Superb macht konsequent auf edel

Am anderen Ende der Fahnenstange steht der Skoda Superb mit 555 Kilo. Die 150 Kilo, die dazwischen liegen, reichen locker für einen Monatseinkauf bei der Metro. Sperrig sollten die Großpackungen jedoch nicht sein – beim Superb lässt sich, als Einzigem hier, die Rücklehne nicht umlegen. Nur einen Skisack gibt es (ab Comfort).

Der große Skoda macht konsequent auf edel, schnöde Transportaufgaben interessieren ihn gar nicht. Dafür geht es den Passagieren umso besser. Schon vorn kann man mit Hut fahren, sofern vorhanden. Und im Fond hat der bürgerliche, 4,80 Meter lange Skoda mit seinem Riesen-Knieraum im Prinzip nur einen Gegner: den aristokratischen, mindestens 5,73 Meter langen Maybach. Na ja, fast jedenfalls.

Hinzu kommt, dass der Tscheche sorgfältig, um nicht zu sagen liebevoll gebaut ist: hochwertiges Material überall, freundliche Farben, nette Polster. Verständlich, dass der legendäre tschechische Ex-Präsident und Volksheld Václav Havel den Skoda als Staatskarosse wählte. Den 1,9-Liter-TDI hat er sich aber bestimmt nicht bestellt. Dazu geht das bissige Pumpe-Düse-Triebwerk zu rau und ruppig zur Sache, verbrennt mit viel härterem Schlag als die Common-Rail-Triebwerke.

Kraft hat der 130-PS-TDI dabei genug, er entwickelt sie aber ungestüm und heftig: Häufig fährst du mit scharrenden Rädern an der Ampel los, weil erst nicht viel passiert und dann, knapp unter 2000 Touren, die Post richtig abgeht. Dann zerrt es auch mal kräftig an der Lenkung. Zum ansonsten gutmütigen, braven und anständig gefederten Skoda passen solche wilden Manieren ungefähr so gut wie Bordeaux zu Budweis.

Kosten und Ausstattungen

Dass der Superb (24.750 Euro) vergleichsweise günstig sein würde, war dann zu erwarten. Nicht aber, dass er vom Mondeo (23.625 Euro) noch unterboten wird. Allerdings hat der Ford die mickrigere Ausstattung an Bord. Kompletter ausgerüstet gehen der Citroën C5 (26.330 Euro) und Spätstarter Accord (26.360 Euro) an den Start.

Technische Daten und Testwerte

Eine Schwäche lässt bei der Vollbremsung aus Tempo 100 keiner der vier Kandidaten erkennen, der Honda kommt mit gut 37 Metern aber doch fast zwei Meter vor dem Ford zum Stehen.

Fazit und Wertung

Fazit von AUTO BILD-Redakteur Dirk Branke Gerade noch mal gut gegangen, Honda. Fast wäre der Zug mit dem Diesel-Trend ohne euch abgefahren. Fast. Doch irgendwie habt ihr noch einen Platz im letzten Waggon bekommen. Und der fährt jetzt an der Spitze. Vielleicht nicht gerade absolut – ich denke da an feine deutsche Fünf-, Sechs- und Noch-mehr-Zylinder-Diesel. Aber doch in seiner Klasse: temperamentvoll, laufruhig, durchzugsstark. Damit passt er hervorragend zum sportlich-straffen, auch im Detail gut gemachten Accord. Mit dem ist man neuerdings wieder bestens angezogen. Knapp dahinter liegt der gerade aufgefrischte Ford Mondeo: geräumig, mit erstklassigem Fahrwerk und einem kräftigen Diesel. Der Skoda Superb lebt vor allem von seinem Riesen-Platzangebot im Fond und einer blitzsauberen Verarbeitung. Sein Pumpe-Düse-Diesel fällt in diesem Trio allerdings durch ruppige Umgangsformen auf. Trotz seines eher unauffälligen Aussehens ist der Citroën C5 durchaus etwas Besonderes: mit seiner Hydropneumatik, viel Elektronik und einem laufruhigen Motor. Ein Tipp für Liebhaber französischer Lebensart.

Accord, Mondeo, Superb oder C5 – Ihr Urteil

Testwerte sind harte Fakten. Ob ein Auto letztlich ankommt, wissen aber nur die Verbraucher selbst – also Sie. Deshalb ist uns Ihre Meinung wichtig. Vergeben Sie eigene Noten für Honda Accord, Ford Mondeo, Skoda Superb und Citroën C5. Den Zwischenstand sehen Sie direkt nach Abgabe Ihrer Bewertung.