Sieben, die keine Zwerge sind

Sie glauben, das konservative Stufenheck habe ausgedient? Falsch. Neben all den Kombis und Vans behauptet sich die klassische Limousine tapfer. Mehr noch. Die Designer geben sich alle Mühe, das separate Kofferabteil geschickt zu kaschieren. Citroën C5 und Renault Laguna schaffen es, indem der Heckdeckel mitsamt dem Heckfenster hochschwenkt. Andere reduzieren das dicke Ende gekonnt auf Stummelschwanz-Format.

Für eingefleischte Gepäck-Träger hier schon ein paar Zahlen: Mit 407 Litern Ladevolumen markiert die Typenbezeichnung des Peugeot wohl rein zufällig auch das Fassungsvermögen des Kofferraumes. Der kleinste hier. Mit 565 Litern zeigt der Passat das größte Hinterteil-Volumen in diesem Vergleich der sieben Klassiker. Der in Emden gebaute, nagelneue Passat ist denn auch der Anlaß für diesen Test. Ford Mondeo, Mazda6 und Renault Laguna treten mit gerade leicht gelifteten Modellen gegen Citroën C5, Honda Accord und Peugeot 407 an. Sie vermissen den Opel Vectra? Er bleibt draußen, weil er bereits zum Herbst renoviert wird. Unter den Hauben stecken allesamt Zweiliter-Benziner von 135 bis zu 155 PS, nur der Peugeot braucht für seine 158 PS 230 Kubikzentimeter mehr.

Schnell vorab ein kurzer Blick auf die Anschaffungskosten: Zwischen 21.200 (Laguna) und 25.450 Euro (Passat) melden die Preislisten, deren Adjektiv "unverbindlich" heute schon Programm ist. Denn wohl alle Verkäufer lassen mit sich handeln. Oder es gibt Sondermodelle. Wie zur Zeit bei Citroën: Die C5 werden 4000 Euro billiger angeboten.

Ausstattungen und Komfort

Citroën C5 Hier räkeln sich die Insassen bequem auf sehr weichen Sitzen, die sich prima variieren lassen: Höhenverstellung vorn, einstellbare Rückenstützen. Hinten stehen auch alle "Kombi"-nationsmöglichkeiten zur Verfügung. Fast komplett die Sicherheitsausstattung. Echt praktisch bei Nacht das (bis auf den Tacho) abschaltbare Instrumentenlicht; recht ordentlich der Qualitätseindruck.

Ford Mondeo Alle Achtung, bei der Materialauswahl haben die Kölner mittlerweile ein gutes Händchen. Nicht so bei der Ausstattung, da fehlt ein Radio, und die Außenspiegel sind nur gegen Aufpreis beheizbar. Isofix-Halter baut nur der Händler ein. Für 265 Euro gibt es aber zwei integrierte Kindersitze.

Honda Accord Sitze und Sitzposition sind – wie auch bei Ford und VW – echt Spitze. Die Verarbeitung besitzt Japan-Niveau. Skisack oder Durchreiche fehlen. Ungewohnt: Der Lautstärkeregler des Radios liegt rechts. Dumm auch, daß man das Heizsystem (bei Klimaautomatik) kompliziert mit dem Bildschirm-Menü verbunden hat. Zum Glück gibt’s eine Automatik-Taste.

Mazda6 Raumgefühl und die Sitzposition sind traditionell gut, die Rücksicht nach hinten leidet unter großen Kopfstützen. Die Ausstattung war früher mal besser. Ablagefach unterm Beifahrersitz? Fernentriegelung der Heckklappe? Weggespart. Lobenswert sind dafür die Kontrolleuchten fürs Anschnallen hinten, die besitzt in diesem Vergleich sonst nur noch der Citroën.

Peugeot 407 Au weia, was die Franzosen da alles auf die Mittelkonsole gepackt und dann noch mit viel zu kleinen Tasten versehen haben – das führt bei der Fahrt zu gefährlicher Ablenkung (gilt übrigens auch fürs Schwestermodell Citroën C5). Zum Glück erleichtert der serienmäßige Regensensor die Bedienarbeit. Vorbildlich die Sicherheitsausstattung, hier punktet der 407 als einziger mit Seitenairbags hinten!

Renault Laguna Die Sitze im Renault sind französischplüschig gepolstert, die Bedientasten angenehm übersichtlich. Leider verdeckt der Radiosatellit den Wischerhebel. Unlogisch ist die zeigefingerbetätigte Handbremse: Sie muß zum Feststellen gezogen werden, mit dieser Bewegung aber wird sie bei den meisten anderen Autos gelöst. Der Qualitätseindruck könnte insgesamt besser sein. Schlecht ist die Übersicht nach hinten aufgrund der recht kleinen Heckscheibe.

VW Passat Durch die dünne Edelholz-Einlage (Aufpreis) auf den Armaturen fallen unsaubere Spaltmaße erst richtig ins Auge. Was die Bedienbarkeit an Vorspung holt, büßt der Passat durch das im Grundmodell fehlende Radio wieder ein. Immerhin: Als praktischer und variabler Lastesel ordnet er sich gleich hinter dem Citroën ein. Einen Punktsieg schafft er bei Kofferraum und Zuladung.

Motoren, Fahrwerke und Bremsen

Citroën C5 Sein Zweilitermotor wirkt im Vergleich eher teigig. Er quittiert den fordernden Gaspedaltritt mit Lautstärke. Bei schneller Fahrt könnte man das auch sportlich nennen. Doch wer ihn wirklich bis 6500 Umdrehungen fordert, der erschrickt, weil der Motor dann ganz brutal abregelt. Wesentlich angenehmer: Die gute alte Hydropneumatik des Citroën kann sich in puncto Komfort immer noch vor den klassischen Stahlfedern behaupten, obwohl ihr in dieser Siebenerrunde der Passat knapp auf den Fersen ist. Ein Lob an die Bremse: Unter 37 Meter von Tempo 100 auf null, das scheffelt Punkte!

Ford Mondeo Vom Charakter her gibt der Kölner den Tiefstapler. Das täuscht. Denn seinem Fahrer offenbart er sich schnell. Er legt (zusammen mit dem Passat) das ausgeglichenste Fahrverhalten an den Tag, sein Komfort ist gut, die Lenkung präzise. Der Motor bremst bei 6800 Umdrehungen sanft den Vorwärtsdrang, läßt sich aber auch absolut schaltfaul fahren.

Honda Accord Aber hallo, gleich nach dem Schlüsseldreh erwachen die Formel-1-Gene. Der Motor dreht willig, arbeitet elastisch und schont dennoch die Ohren. Dem rechten Fahrspaß steht aber die gefühllose Lenkung entgegen. Sie will den guten Straßenkontakt nie so richtig herstellen. Der Fahrkomfort ist dagegen sportlich-straff. In Kurven aber wird der Wagen hinten seltsam leicht.

Mazda6 Okay, wie Peugeot und Volkswagen setzt er auf sechs Getriebegänge, was aber weder bei den Fahrleistungen noch beim Verbrauch Pluspunkte bringt. Im Gegenteil: Beim schnellen Schalten vom vierten in den fünften Gang hakelt es mächtig, so etwas gab's bei Mazda früher nicht. Das straffe Fahrwerk hingegen hat Tradition, gleichermaßen das unproblematische Fahrverhalten. Die Motoren zählten ebenfalls nie zu den Leisetretern. Der im 6 läßt sich schon ab Tacho 60 im obersten Gang bewegen. Gern dreht er aber auch bis an die 7000 Touren, um dann brutal zuzumachen.

Peugeot 407 Die Ferrari-Schnauze verspricht mehr, als der 2,2-Liter halten kann. Innen soll ein Ölthermometer dann wohl an die Sorgfaltspflichten eines Sportfahrers erinnern. Im Alltag braucht das keiner. Der 407 ist und bleibt ein komfortbetonter Wagen mit angenehm präziser Lenkung, einer schlecht zu dosierenden Bremse und einem Stabilitätsprogramm, das stets voreilig reagiert.

Renault Laguna Der Reisewagen schlechthin. Sein Motor arbeitet unaufdringlich und nicht sehr ehrgeizig. Die komfortable Abstimmung und die teigige Lenkung bremsen jegliche sportliche Ambition. Wer sich dennoch unbedingt an die Höchstgeschwindigkeit von 207 km/h herantasten will, den erwartet ab Tempo 200 ein unangenehmes Dröhnen. Und wer alle Gänge gern mal jubeln läßt, der wird bei 6500 Touren Ohrenzeuge eines knallharten Drehverbots. Wenn bloß die Bremse ähnlich giftig zupacken würde ...

VW Passat Die Wolfsburger biegen wieder einmal dynamisch in die Erfolgsstraße ein. Beim Spurt auf Tempo 100 läßt sich Volkswagens Jüngster nur knapp vom Honda abhängen, in der Spitze fahren ihm Ford, Honda und Peugeot davon. Dafür dominiert er die Elastizitätswerte deutlich, empfiehlt sich trotz Sechsgang-Getriebes für schaltfaules Fahren. Doch wen mal plötzlich der Sportgeist befällt, der kann beruhigt loslegen: Bei Tacho 220 grummelt der Motor gesund vorn im Untergrund, der Wind säuselt um die A-Säulen. Kleine Bodenwellen können das Fahrwerk aber noch zu leichten Schwingungen anregen. Das bügeln die Franzosen spürbar besser weg.

Kosten und Fazit

Dank Euro 4-Einstufung kosten alle Testwagen moderate 135 Euro Steuern pro Jahr (Ausnahme: Der hubraumgrößere Peugeot ist 20 Euro teurer). Die Versicherungen kassieren die deutlich dickeren Brocken. Bei der unumgänglichen Haftpflicht punktet Mazda mit der niedrigen Typklasse 14, Peugeot ist mit 19 am teuersten.

Wer schont sonst die Brieftasche am meisten? 9,1 bis 10,0 Liter Verbrauch im Schnitt bedeuten keine großen Unterschiede. Wobei allerdings der Passat als einziger teures Super plus verlangt. Aber das ist neben dem vergleichsweise hohen Anschaffungspreis auch das einzige echte Manko des Wolfsburgers. Er fährt am besten, besitzt einen hellwachen Motor, hat am meisten Platz und die wichtigsten Extras (außer Radio) serienmäßig an Bord. Und deshalb fährt er am Ende zu recht ganz vorn. Dicht dahinter der frisch geliftete Mondeo. Und das ist die eigentliche Überraschung dieses Tests. Die Feinarbeit hat sich wirklich gelohnt, der Kölner kann sich zu den Tiefstaplern in dieser Klasse zählen.

Mit kleinem Abstand folgt der Mazda6, der die guten 626-Gene in sich trägt und der durch Unauffälligkeit auffällig geworden ist: Werkstätten kennt er nur zu den vorgeschriebenen Terminen. Japaner stehen für Zuverlässigkeit, das gilt genauso auch für den Honda Accord und seinen vierten Platz. Daß sich die drei Franzosen ganz hinten einreihen liegt nicht daran, daß sie schlechte Autos sind. Aber eben nicht so gute Allrounder. Ihre Stärken liegen bei Komfort und Styling. Und damit können sie – wie auch ein schöner Rücken – sehr wohl entzücken.

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