3er und A4 — die Ober-Ökos der Nation? Das klingt ja beinahe so, als ließe Guido Westerwelle sich zum Chef der Bündnisgrünen ausrufen! BMW und Audi kennt man eher von der Überholspur. Am Steuer: keine Klimaschützer, sondern Bleifüße, den linken Zeigefinger an der Lichthupe. Sparen? Wozu? Den Sprit zahlt doch die Firma! Hauptsache, man kommt pünktlich zum nächsten Termin. Doch das war gestern. Inzwischen drehen auch Fuhrparkmanager den Euro zweimal um. Und immer häufiger werden auf Minimalverbrauch getrimmte Sparmodelle zum werbewirksamen Aushängeschild ihrer Hersteller – so wie der 320d mit dem sperrigen Nachnamen "EfficientDynamics Edition" oder der A4 2.0 TDI mit kleinem Zusatz-"e" im Kürzel.

Überblick: Alle News und Tests zum BMW 3er

3er BMW 320d EfficientDynamics Edition
Zusätzlicher Spartrick: Nur der BMW speist Bremsenergie in die Batterie ein.
Bild: Uli Sonntag
Vorsprung durch Technik? Klingt nach Audi. Gilt hier aber für BMW – jedenfalls auf dem Papier. 4,1 Liter soll der 320d auf 100 Kilometer verbrauchen, einen halben Liter weniger als der A4 – und das trotz 27 Mehr-PS aus gleichem Hubraum. Die Sparmaßnahmen sind in beiden Limousinen ähnlich: längere Achsübersetzung, verbesserte Aerodynamik, Start-Stopp-Funktion, Gangwahlanzeige im Cockpit. BMW speist zusätzlich beim Bremsen Energie in die Batterie zurück und treibt dem Diesel bei geringer Drehzahl per Fliehkraftpendel-Schwungrad seine Vibrationen aus. Das soll zum besonders niedertourigen Fahren ermuntern – funktioniert beim A4, der ohne diese Technik auskommt, allerdings genauso gut. Auch der Audi erzieht seinen Piloten zu umweltbewusstem Fahrstil. Ein grüner Balken im Display verrät, wie viel Sprit sich durch Verzicht auf Klimaanlage, Heckscheibenheizung oder Powärmer noch sparen ließe.

Überblick: Alle News und Tests zum Audi A4

Audi A4 2.0 TDI e
Abgespeckte Aufpreisliste: Nicht alle Optionen sind für den Spar-A4 TDIe zu haben.
Bild: Uli Sonntag
Ansonsten gilt: business as usual. Zumindest fast. Denn bei den beiden Knauser-Limousinen sind die Aufpreislisten eingeschränkt. Für den A4 gibt es unter anderem keine elektrische Sitzverstellung, keinen Spurassistenten und kein Kurvenlicht. BMW bietet mehr Auswahl, schließt für den 320d aber den Abstandstempomaten aus und zwingt Käufer – wie Audi –, sich mit 16-Zoll-Rädern und 205er- Reifen zu begnügen. Kein überflüssiger Prunk also. Kostet alles nur Sprit! Die im Vergleich zum gleich starken TDI ohne "e" um fünf Prozent verlängerte Achsübersetzung sorgt beim Audi in allen Gängen für ein besonders niedriges Drehzahlniveau. Im sechsten rotiert die Kurbelwelle bei 130 km/h nur 2100-mal pro Minute. Noch niedriger tourt mit 1900 Umdrehungen der BMW. Wie der A4 nimmt er auch aus dem Keller zügig Fahrt auf. Allerdings kann der 320d wegen der noch längeren Übersetzung kaum Kapital aus Leistungsplus und 60 Extra-Newtonmetern schlagen.
Im Zwischenspurt zieht ihm der schwächere Audi davon, nimmt ihm von 80 auf 120 km/h im Sechsten über eine halbe Sekunde ab. Wer angesichts der kürzeren Federn Komforteinbußen fürchtet, wird positiv überrascht: Der e-Audi federt genauso geschmeidig wie der Standard-TDI. Dem BMW hingegen steckt fühlbarer der sportliche Markenanspruch in den Knochen. Der Namenszusatz "Dynamics" ist bei ihm Programm: Mit Hinterradantrieb und perfekt austarierter Achslastverteilung zwickt der 3er zackiger aus engen Kehren als der Audi. Dieser bleibt am Limit mit seinem braven Untersteuern narrensicher. Selbst abrupte Schlenker bringen den A4 nicht aus der Ruhe. Beim 3er hat das fein regelnde ESP mehr Arbeit, um das nach außen drängende Heck im Zaum zu halten.

Beide Limousinen verbrauchen weniger als sechs Liter auf 100 Kilometer

Audi A4 2.0 TDI e 3er BMW 320d EfficientDynamics Edition
Fast ein totes Rennen: Beim Verbrauch liegen Audi A4 und BMW 3er nahe beieinander.
Bild: Uli Sonntag
Und der Verbrauch? Beide Limousinen sind im Alltag mit einer Fünf vorm Komma unterwegs, ohne dass man dabei auf besonders sparsamen Fahrstil achten muss. Wer vom Knauser-Ehrgeiz gepackt wird, drückt den Dieselkonsum beim A4 sogar noch 0,2 Liter unter den Normverbrauch von 4,6 Litern. Beim BMW gelingt das nicht. 4,3 Liter sind aber auch hier eine reife Leistung, zumal immerhin 1,5 Tonnen bewegt werden. Der 3er erfordert mit 34.100 Euro im Vergleich zum 31.050 Euro teuren A4 schon beim Kauf die größere Investition. Und er belastet das Portemonnaie seines Besitzers auch bei den Fixkosten stärker – um fast 400 Euro pro Jahr. In beiden Fällen gilt also: Sparen ist zwar ein Vergnügen. Aber auf keinen Fall ein billiges.
Weitere Information zu Audi A4 und BMW 3er gibt es in der Bildergalerie. Den kompletten Artikel mit allen technischen Daten und Tabellen finden Sie als Download im Heftarchiv.
Martin Puthz

Fazit

Wer beim Thema Sparen an spaßbefreite Selbstkasteiung denkt, wird von den bayrischen Mittelklässlern eines Besseren belehrt. Den Öko-Varianten von A4 und 3er glückt nämlich die Quadratur des Kreises: Pfennigfuchser müssen selten tanken, haben aber trotzdem Spaß. Und wer das Klima schonen, aber nicht auf Freude am Fahren verzichten will, ist hier ebenfalls an der richtigen Adresse. Dieser Test kennt keinen wirklichen Verlierer.