"Wundervoll und voller Wunder"

Sie setzen den Trend bei Hybridautos. Sie überzeugen mit Zuverlässigkeit und Qualität. Sie sind die erfolgreichste Premiummarke in den USA. All das klingt so beängstigend gut, daß ich mich frage: Was um alles in der Welt will Lexus noch erreichen?

Es geht noch mehr. Lexus sucht den Erfolg in Europa, besonders bei uns in Deutschland. Und sie wollen Druck machen. Nicht auf irgendwen, sondern auf die Premiumhersteller Mercedes-Benz, BMW und Audi. Denn Lexus sieht sich selbst als Luxusmarke, als Toyotas teure Tochter. Dafür reicht nicht nur schön. Lexus will mit dem neuen IS 250 auch sportlich sein. Oha! Bauen die Japaner jetzt etwa den besseren Dreier?

Mit dem ersten IS von 1998 hat es nicht geklappt – zu verspielt, nicht ausgewogen. Jetzt also der zweite Versuch. Gegner im ersten Vergleich ist der 325i von BMW. Beide Modelle mit Heckantrieb, beide mit einem 2,5-Liter-Sechszylinder und beide mit einem Basispreis von über 30.000 Euro. In dieser Liga kann nicht jeder mitspielen.

Den selbstbewußten Preis verschweigt Lexus natürlich auf seiner Internetseite: "Der neue IS – wundervoll und voller Wunder". Aber: Da stimmt die Werbung sogar einmal. Das erste Mal wundere ich mich beim Öffnen der Motorhaube. Die Japaner ersetzten den Reihensechszylinder des Vorgängers durch einen platzsparenderen V-Motor, längs eingebaut. Der 24-Ventiler startet auf Knopfdruck. Es reicht, wenn der Zündschlüssel in der Hosentasche steckt, der Wagen erkennt den Fahrer automatisch.

Technische Daten und Testwerte

208 PS soll der Direkteinspritzer leisten, rein subjektiv sind es mindestens 30 PS weniger. Denn das Auto leidet unter Fettansatz: Massige 1620 Kilogramm und ein mageres Drehmoment von 252 Nm (bei 4800/min) schaffen es nicht, die Limousine wirklich sportlich voranzutreiben. Im Vergleich zum zehn PS stärkeren BMW-Aggregat erscheint der Lexus-Motor mau.

Konsequenz: Ich fordere den Sechszylinder mehr, drehe ihn oft über 3000 Touren. Und das kostet Sprit. Selbst bei sanfter Fahrweise im Schnitt noch über zehn Liter Super. Da schüttelt doch jeder verwundert den Kopf. Und das ausgerechnet bei Lexus, die mit ihren Hybridautos besonders auf Sparsamkeit achten. Der BMW kann das deutlich besser. Er begnügt sich mit 8,8 Litern, dafür soll es aber auch das teure Super plus sein. Der Reihenmotor mit variabler Ventilsteuerung klingt dabei kerniger, während der Lexus einfach nur leise läuft – beinahe wie ein Elektromotor.

Komfort und Variabilität

Trotzdem läßt der Japaner mich nicht zur Ruhe kommen. Weil er über die Straße hoppelt, als wäre kaum eine Federung eingebaut. Die Ursache vermute ich in der Sport-Line-Ausstattung. Hier liegt die Karosserie zehn Millimeter tiefer, und dazu sind flache 18-Zoll-Reifen montiert. Das ist nur was für ganz Harte. Ob das der Basis-Lexus besser kann? Ich bin gespannt auf den ersten "normalen" Testwagen. Jedenfalls rollt unser 325i mit 17-Zöllern deutlich komfortabler ab.

Die Servolenkung im Lexus funktioniert rein elektrisch, arbeitet dennoch erfreulich präzise. Ihren Meister findet sie aber im BMW. Er fühlt sich noch direkter an, wohl auch weil weniger Gewicht auf der Vorderachse lastet. Allerdings leidet der Geradeauslauf des Dreiers unter harten Runflat-Reifen, deren Vorteil darin liegt, daß sie bei einer Panne erst in der nächsten Werkstatt gewechselt werden müssen.

Für diesen Fall transportiert der Lexus unterhalb der Kofferraumabdeckung ein Notrad. Das Gepäckabteil ist eng geschnitten, faßt nur knappe 378 Liter. Die Lehnen der Rücksitze klappen nicht einmal gegen Aufpreis. Nur eine Luke im Briefkastenformat verbindet Fond und Kofferraum. Beim Dreier kostet das Durchladesystem 340 Euro extra, inklusive klappbarer Lehnen und robustem Skisack.

Preise und Ausstattungen

Lexus investiert da eher in die Sicherheit. Für die vorderen Passagiere entwickelten sie Knieluftsäcke, für den Beifahrer einen Zweikammerairbag, der durch seine Form auch Mund, Kinn und Nase schützt. Gut für alle an Bord: das dynamisch geregelte Kurvenlicht AFS (Serie bei Sportline). Funktioniert prima. Aber der BMW liegt eben doch eine Spur besser in der Hand, sein (abschaltbares) ESP reagiert für Sportfahrer feiner.

Fazit und Wertung

Fazit von AUTO BILD-Redakteurin Margret Hucko Dieser Lexus ist der beste Luxus-Japaner, wenn es auch um Sportlichkeit geht. Den 3er-BMW schafft er noch nicht – aber wenn die so weitermachen ...

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