Die Uhr tickt, und die Zeit scheint gegen BMW zu arbeiten. Dabei macht der bayerische Hersteller doch gerade alles richtig. Aus der CO2-Diskussion ging BMW als Sieger hervor – mit neuen, verbrauchsarmen Motoren. Und aus den sportlichen Vergleichen? Kaum als Verlierer. Aber heute baut die Konkurrenz Modelle, die BMW das Leben schwer machen. Zum Beispiel Audi: Der neue A5 ist nicht nur schön, sondern wirft auch gleich die fahrdynamischen Gewohnheiten über den Haufen. Spaßbremse Vorderradantrieb? Ach was, jetzt kommt die neue, viel besser ausbalancierte Plattform, die zur IAA auch den A4 adeln soll. Ähnlich revolutionär ist die Dynamik-Philosophie von Mercedes, mit neuen Ausstattungs-Paketen, adaptiven Dämpfern und direkterer Lenkung. So soll sich die C-Klasse vom Image des ewigen Rentnertraums lösen und als perfekt durchtrainierter 3er-Gegner glänzen.

Fest steht: Mit den neuen Modellen von Audi und Mercedes beginnt eine neue Zeitrechnung. Alles ist offen. Auch die immer wieder spannende Frage, wer eigentlich die sportlicheren Autos baut. Die Zeit läuft – auf der Rennstrecke, am Start des alltäglichen 365-Tage-Rennens. Wir vergleichen BMW 3er-Coupé mit Audi A5, Mercedes C 350 mit BMW 335i – und zum Schluss alle Marken-Rivalen in allen wichtigen Klassen.

Duell 1: Audi A5 gegen BMW 3er-Coupé

Manchmal verrät Werbung mehr, als wir denken. "Eine neue Form des Fahrens" verspricht Audi zum Start des A5. Ganz schön abgekupfert, dieser Slogan. Denn BMW wirbt schon lange mit dem bekannten Spruch "Freude am Fahren". Freude, Form, Fahren – klingt doch alles ziemlich ähnlich, oder? Aber es passt. Schließlich geht es um die gleiche Art von Auto. Zwei klassische Coupés: zwei Türen, spannende Dachlinie, elegantes Heck in Reinkultur. Zwei Designerstücke, die schon beim Angucken das Herz stillstehen lassen. Harte Zeiten für den BMW! Plötzlich findet er sich im Schraubstock wieder, eine ungewohnte Situation. Auf der einen Seite quetscht schon länger der Mercedes CLK (ist diesmal nicht dabei), auf der anderen baut nun der Audi A5 Druck auf. Wie elegant kann sich der 3er da noch wehren?

Audis Sportcoupé ist frisch gebacken und noch eine unbekannte Größe. Nichts kommt aus vertrauten Baureihen. Alles ist neu: die Technik, die Form, sogar das Fahrgefühl. Letzteres wird vor allem durch die modifizierte Plattform beeinflusst, die Audis alte Kopflastigkeit beenden soll und demnächst auch im neuen A4 zu finden sein wird. Dafür rückte die Vorderachse näher an den Motor ran, und das Differenzial wanderte für eine bessere Balance gleich mit. Jaah, es funktioniert. Durch Kurven fährt der Audi stabil wie eine S-Bahn, schnell wie ein ICE. Auch dank Allradantriebs. Den legte Audi im A5 deutlich dynamischer aus. Mehr Kraft als früher wird ans Heck übertragen. Statt einer 50:50-Verteilung schickt der quattro-Antrieb jetzt 60 Prozent an die Hinterräder. Das verbessert zwar immer noch die Traktion, vor allem auf Nässe, fördert gleichzeitig den Spaß beim Gasgeben. Das Restrisiko sichert das ESP ab. Es verhindert ein überraschendes Entgleisen, vertraut aber auf den Instinkt des Fahrers, falls der Wagen stur Richtung Kiesbett drängt.

Wer ist der Dynamischere? Beide!

Im A5 muss man ordentlich kurbeln, damit es schneidig um die Ecke geht.
Im A5 muss man ordentlich kurbeln, damit es schneidig um die Ecke geht.
Anders BMW. Das Coupé regelt kritische Situationen lieber selbst. Während der Fahrer sich beruhigt in die Sportsitze kuschelt. Auch beim Lenken unterstützt der 3er, wo er nur kann, lässt sich die komfortable Aktivlenkung aber auch mit 1300 Euro bezahlen. Die benötigt nur wenige Bewegungen. A5-Fahrer kurbeln da mehr, bis sich die Arme in Kurven wild kreuzen. Ja, was ist nun dynamischer? Viel lenken wie bei Audi, wenig lenken wie bei BMW? Wir finden: beides. Der Audi überzeugt durch den besseren Geradeauslauf auf der Autobahn, der BMW beim Kurvenkratzen.

Fazit und Wertung: Der BMW 335i gewinnt

Da kommen die Motoren ins Spiel. Zwei Diesel mit mehr als 230 PS, beide mit Bums ohne Ende, beide auch längs eingebaut. Klar, dass die nahezu gleich schnell beschleunigen und überholen. Es sind kleine Feinheiten, die den Unterschied ausmachen. Im Reihensechser des BMW entfaltet sich die Leistung gleichmäßiger, harmonischer als in Audis V6, dessen Power den Fahrer überfällt wie ein Bankräuber. Ist der Lader noch nicht wach, herrscht Funkstille. Ab 1500 Touren geht plötzlich die Post ab. Beide Hersteller kombinierten ihre Sechszylinder mit manuellen Getrieben. Sechs Gänge, kurze Schaltwege und unbeirrbare Führung – und trotzdem würde eine Automatik die Dampfhammer-Diesel besser zähmen. Im Rahmen bleibt dagegen der Spritverbrauch. Der Audi TDI schluckt zwar 0,3 Liter mehr als der BMW, mit 8,3 Litern auf 100 Kilometer liegt er aber sicher noch im grünen Bereich. Beim Spritsparen hilft der Bordcomputer mittels einer Leuchte, die zum Hochschalten auffordert.

Der Spaß endet im Innenraum für Erwachsene auf der Rückbank. Im BMW tut nichts weh, der Fond ist sogar ein bisschen geformt wie zwei Sportsitze. Im Audi reicht der Platz endgültig nicht mehr. Hilfe, die Decke kommt runter, und an den Knien zwickt’s. Deshalb reisen hinten nur Kinder bequem. So ist das nun mal in schönen Coupés. Wett macht das nur ein flotter Werbespruch. Wie wäre es mit: "Aus Freude an der Form"? Den können dann gleich beide benutzen.

Fazit von AUTO BILD-Redakteurin Margret Hucko

Zwischen den Sitzen: Redakteurin Margret Hucko findet beide Autos toll.
Zwischen den Sitzen: Redakteurin Margret Hucko findet beide Autos toll.
Manchmal tut es richtig weh, Sieger zu krönen. Denn das bedeutet immer auch: Es gibt einen Verlierer. Nach Punkten ist das der A5. Trotzdem: Für Audis Zukunft garantiert das Sportcoupé einen Riesengewinn, für unsere Straßen erst recht. Dass der Audi sich letztendlich dem BMW geschlagen geben muss, liegt in erster Linie am höheren Preis. 2275 Euro trennen die beiden Zweitürer, sonst nur Details. Beide bremsen gut, der Audi etwas besser. Beide fahren sportlich, der BMW etwas sportlicher. Beide haben akzeptablen Verbrauch, der BMW konsumiert etwas weniger. Beide bieten Komfort, der BMW etwas mehr. In diesem Vergleich der Coupés entscheidet mehr denn je der Geschmack.