Karosserie und Motor

Fehler machen alle, aber nicht alle gehen damit gleich professionell um. Manche finden sich einfach damit ab, andere sind ehrgeizig und tüfteln an Verbesserungen. Letzteren Weg beschritt BMW, als 1995 die neue 5er-Mittelklasse auf dem Modell-Fahrplan stand.

Der 1988 vorgestellte und 1995 abgelöste Typ E 34 hatte eine große Schwachstelle: die Radaufhängungen. Der TÜV zeigte dem mittleren Bayern regelmäßig die rote Karte. Und wie reagierten die Münchener? Man verpasste dem Thronfolger E39 ein Fahrwerk, das nicht nur im Handling, sondern auch in Sachen Haltbarkeit alte Schwächen vergessen ließ. Nebenbei bemerkt: Es ist das erste Alu-Fahrwerk in einem Serienauto mit Stahlkarosserie. Noch ein lästiges Leiden bekamen die Bajuwaren ebenfalls in den Griff: Seit dem Modellwechsel nerven keine defekten LCD-Wartungsanzeigen und Tankuhren mehr. Der 5er leistet sich so gut wie keine Elektrikprobleme.

Alle Problemstellen konnten die bayerischen Spezis aber (noch) nicht in den Griff kriegen: Unter der Motorhaube wird es gelegentlich wärmer, als dem Triebwerk recht ist. Die Sechszylinder-Benziner neigen dann zur Überhitzung, deren Ursache sich meist in hängen gebliebenen Thermostaten und geplatzten Kühlwasserschläuchen findet. Mit Glück verlangt nach dem Kochvorgang nur die Zylinderkopfdichtung nach Ersatz; wenn Fortuna einen schlechten Tag hat, belastet ein neuer Motorblock das Familienbudget.

Antrieb und Technik

Immer noch Ärger bereitet die Handbremse: Hier notiert der TÜV sogar mehr Mängel als beim Vorgängermodell. Und das lag schon traditionell weit über dem Durchschnitt. Ein teurer Ausgabeposten ist auch eine neue Lichtmaschine. Verweigert der Generator seine Ladetätigkeit, ist die Batterie bald leer und der Fahrer auf die Gelben Engel angewiesen - die ADAC-Pannenstatistik spricht eine deutliche Sprache. Anlaufschwierigkeiten kannten die Fahrer früher E-39-Modelle bei der Kupplung: Die ersten 5er rupften beim Losfahren. Nach einem Austausch ist diese Schwachstelle in der Regel beseitigt, denn ab 96 nietete BMW stärkere Beläge auf die Kupplungsscheiben. Oberklasse-Feeling gibt es, wenn die komfortable Steptronic die Übersetzungen wechselt. Sie erlaubt dem Fahrer, auch mal selbst die Gänge zu sortieren.

Wer es sportlich liebt und über entsprechende Zahlungskraft verfügt, bekommt im 400 PS starken Kraftpaket M5 ein manuelles Sechsganggetriebe. Traurige Gemeinsamkeit aller Getriebe: leichter Ölverlust an sämtlichen Dichtungen: Selbst unser Fotomodell 520i, ein 97er mit 33.000 Kilometern auf der Uhr, war nicht mehr trocken. Bei der Wahl der Motoren kann nicht viel schief laufen: Alle Benziner gelten als ausgereift, die älteren Diesel bereiten weniger Sorgen als die neuen Common-Rail-Systeme in den ansonsten spurtstarken Modellen 520d und 530d.

Das Facelift im vergangenen Jahr mit den neuen Scheinwerfern (nachrüstbar bei älteren Modellen) drückt in nächster Zeit weiter auf die Gebrauchtwagenpreise, vor allem bei den Limousinen. Das freut potenzielle Kunden und schreckt Vorbesitzer. Gleiches gilt nicht für die gut bezahlten Stars am Gebrauchtwagenmarkt, die Kombimodelle, bei BMW touring genannt. Dank neuer Hinterachse legte das Ladevolumen kräftig zu. Beim 528i und 540i touring ist die Achse zudem serienmäßig mit Luftfederung ausgestattet, die Heckscheibe öffnet sich bei allen Kombis elektrisch. Mit Glück findet sich sogar ein Modell mit ausziehbarem Kofferraumboden. Leider sind ausgerechnet die Gebrauchtpreise der praktischen Lademeister durch nichts zu erschüttern.

Historie, Schwächen, Kosten

Modellgeschichte 5/72 erste 5er-Serie E12 eingeführt 5/81 zweite Generation E 28 2/88 dritte Serie E34 9/95 Präsentation der vierten Baureihe E39. Motorisierungen: 2,0 l (110 kW/120 PS), 2,5 l (125 kW/170 PS), 2,8 l (141 kW/192 PS) und 2,5-l-Turbodiesel mit 105 kW. Seitenairbags serienmäßig 3/96 Einführung der V8-Motoren mit 3,5 l (173 kW/235 PS) und 4,4 l (210 kW/286 PS) 3/97 Kombimodell touring 9/98 neuer Diesel: 530d mit 135 kW/184 PS. Neuer Sportler: M5 mit 5-l-V8-Motor und 294 kW/400 PS 9/00 Modellpflege: auffälligstes Merkmal sind neue Scheinwerfer 6/03 Nachfolger E60 am Start

Schwachstellen Ölverlust an Motor und Getriebe gehören noch immer nicht der Vergangenheit an • Durchgebrannte Zylinderkopfdichtungen und Motorschäden gibt es aufgrund defekter Thermostate und geplatzter Kühlwasserschläuche • Lichtmaschinen und Batterien neigen zu vorzeitigen Defekten. Bei frühen Fünfern sind rupfende Kupplungen ein häufiges Leiden. Ab 96 verstärkte BMW den Kupplungsbelag und verlängerte damit dessen Lebensdauer • Lecke Kupplungsnehmer-Zylinder bereiten aber weiterhin Kummer mit dem Schaltgetriebe. Auch blockierende Wegfahrsperren machen immer wieder Ärger und legen den Fünfer ungewollt lahm

Reparaturkosten Preise inklusive Lohn und Mehrwertsteuer am Beispiel BMW 523i, 125 kW/ 170 PS, Baujahr 97. Nicht vergessen: Der 5er BMW spielt schon in der gehobenen Limousinen-Liga. Die Preise sind daher nicht billig, erscheinen aber durchaus noch als angemessen.

Fazit und Modellempfehlung

Fazit "Der 5er-BMW der Baureihe E 39 stellt seinen Vorgänger bei der Hauptuntersuchung in der Regel in den Schatten. Die früher häufig kritisierten Schwachstellen an der Radaufhängung fallen praktisch nicht mehr auf. Noch immer nicht in den Griff bekommt BMW die häufig ungleichmäßig wirkende Handbremse: Hier liegt der E 39 sogar schlechter als der alte 5er. Vorbildlich ist er dagegen in den Kapiteln Licht und Auspuff - hier gibt es nur selten Beanstandungen." Werner Lyrmann, Gutachter TÜV Rheinland/Berlin-Brandenburg

Modellempfehlung BMW 520i (110 kW/150 PS)

Steuer/Schadstoffklasse: 240 Mark im Jahr/Euro 2 Testverbrauch: Werksangabe 9,1 Liter, gemessen 11,4 Liter (Super) Versicherung: Vollkasko (20/1.000 Mark SB): 2135 Mark. Teilkasko (32/300 Mark SB): 492 Mark. Haftpflicht (15): 1675 Mark (Basis: HUK-Jahrestarife für Regionalklasse Berlin, 100 Prozent) Inspektion/Kosten: Intervall nach Anzeige, etwa 500 bis 700 Mark Wertverlust: Dreijährige verlieren rund 43 Prozent vom Neupreis (Händlerverkaufspreis), danach jährlich um 5000 Mark Verlust